In den letzten Monaten ist es medial ruhig geworden um Bitcoin und die vielen anderen Kryptowährungen, die mittlerweile auf dem Markt existieren. Ob es daran liegt, dass Verbrecher, Steuerhinterzieher und andere dunkle Gestalten wieder zu Euro, Dollar und Co. zurückgefunden haben, mag ich nicht beurteilen. Sie erinnern sich: Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) warnte einst vor Bitcoin, weil Kryptowährungen für Steuerhinterziehung, Geldwäsche und illegale Geschäfte benutzt würden und die gesamte Gesellschaft nachhaltig schädigten. Trotz allem werden diese Straftaten weiterhin auch mit Hilfe des Euro begangen und die zwischenzeitlich totgesagten Coins gibt es immer noch. Und auch in meinem Geschäft wird immer öfter damit bezahlt.

 

Ich bin oftmals dafür kritisiert worden, dass ich digitale Währungen positiv einschätze, doch bleibe ich bei dieser Einstellung. Natürlich verstehe ich die Einwände, die es bezüglich der Sicherheit, dem eingebauten deflationären Impuls und der großen Volatilität in Bezug auf andere Währungen gibt. Doch obgleich dieser Kritik stehen wir meines Erachtens trotzdem am Anfang einer neuen Ära, die in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten das derzeitige Geldsystem revolutionieren und völlig verändern wird.

 

Wenig Sorge bereitet mir hingegen, dass der ehemalige Doktor und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg seine Liebe zu Digitalwährungen entdeckt zu haben scheint, auch wenn Währungen etwas mit Vertrauen zu tun haben sollen. Guttenberg wird in Zukunft beim amerikanischen Start-Up Ripple Labs als einer von acht Beraterntätig sein und ich möchte ihm an dieser Stelle viel Erfolg bei seiner Arbeit wünschen.

 

Bei Ripple handelt es sich einerseits selbst um eine digitale Währung mit dem Kürzel XRP, andererseits jedoch auch um eine Plattform auf der alle herkömmlichen Währungen einfachst gehandelt und transferiert werden können. Die bekannten und risikofreudigen Finanziers Andreessen Horowitz und auch Google haben zusammen neun Millionen Dollar in das Start-up gesteckt. Ripple Labs will Überweisungen ebenso vereinfachen, wie das Schreiben einer E-Mail. Wobei dieses Ziel beim Bitcoin eigentlich schon längst verwirklicht wurde. Trotz allem könnte die Plattform zukünftig durchaus eine Alternative zum herkömmlichen Bankenzahlungsverkehr bieten.

 

Guttenberg will laut Wirtschaftswoche helfen, „die regulatorischen Fallstricke zu umgehen“. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass er die traditionellen Zahlungssysteme als veraltet, teuer und ineffizient beschreibt. Zudem hätten seiner Meinung nach etablierte Spieler ein begründetes Interesse, das bestehende Finanzsystem aufrechtzuerhalten. Die Entwicklung von Digitalwährungen befände sich laut Guttenberg noch am Anfang, doch könne die Erfindung dieser Technologie jedoch nicht rückgängig gemacht werden.

 

Dieser Ansicht war beispielsweise auch der Ebay-CEO John Donahoe, der bereits im November 2011 öffentlich die Ansicht vertrat, dass sich „Digitalwährungen zu einer sehr mächtigen Sache entwickeln werden“. Schon damals kündigte er an, dass Ebay die Entwicklungen genau beobachten und gegebenenfalls das Spektrum der auf Ebay akzeptierten Zahlungsmittel erweitern werde. Genau dieses Vorhaben scheint nun umgesetzt zu werden: Der zum Ebay-Konzern gehörende Zahlungsabwickler Braintree soll sich zurzeit intensiv damit beschäftigen, den Bitcoin-accepted-Button auf vielen bekannten Webseiten zu platzieren. Laut einer Nachricht von Wall Street Onlineführe die Ebay-Tochter Gespräche über eine Akzeptanz von Bitcoin.

 

Der mit 16,4 % Marktanteil weltweit zweitgrößte Hersteller von Personal Computern Dell Inc. ist da schon weiter:

We’re Now Accepting Bitcoin on Dell.com 

 

Erst vor kurzem verkündete Michael Dell, dass sein Unternehmen ab sofort Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren werde. Am 9. August verkündete er dann stolz per Twitter, eine Kauforder im Wert von 85 BTC / ca. 50.000 US$ erhalten zu haben.  

Und auch die Wikimedia Foundation freut sich mittlerweile über zahlreiche Spenden, die in Bitcoin transferiert werden. Seit dem 30. Juli 2014 akzeptiert die Online-Enzyklopädie Wikipedia die Digtalwährung und hat allein in der ersten Woche die äußerst bemerkenswerte Summe von 237 BTC in Höhe von ca. 140.000 US$ entgegen genommen.  

 

Interessant ist an dieser Stelle auch die Entwicklung des Bitcoin-Kurses. Die Kursbewegungen sind zwar für eine Währung immer noch heftig, doch wurde im letzten Jahr die Marke von EUR 300,- nur im April kurz nach unten durchbrochen. Ansonsten pendelte Bitcoin in den letzten Monaten in einem Bereich zwischen 350,- und 500,- Euro. Für Zocker sind das natürlich immer noch paradiesische Zustände, für Händler wie mich bedeutet es, dass sich Geduld beim Weiterverkauf eingenommener Bitcoins auszahlt und die Marge deutlich erhöht.

 

Abschließend sei gesagt, dass der große Absturz von Bitcoin ausgeblieben und auch zukünftig nicht erwartet werden kann. Im Gegenteil kann es noch durchaus zu vielen weiteren großen Übertreibungen nach oben kommen, wenn Internetriesen wie Ebay oder vielleicht auch Amazon einen Bitcoin-accepted-Button auf ihre Plattformen setzen. Wobei es natürlich heute schon möglich ist, sich auf Ebay mit dem Handelspartner auf eine Zahlung in Bitcoin zu einigen, wenn beide das wünschen.

 

Und selbst wenn es zu einem staatlichen Verbot und einer Kriminalisierung einzelner  Kryptowährungen käme, ständen kurze Zeit später neue Alternativen in den Startlöchern. Die Weiterentwicklung der digitalen Währungen wird meines Erachtens nicht aufzuhalten sein. Das Schöne daran ist, dass - anders als beim derzeitigen Banken-Fiat-Money - niemand gezwungen sein wird, Digitalwährungen zu benutzen. Als ehemaliger Regiogeld-Aktivist freut mich diese Entwicklung ungemein, denn nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist!

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